Jetzt belohnst Du das Kind noch mit Schokolade für sein Verhalten?

 

Strafen in der Erziehung – warum sie mehr schaden als helfen

„Nur weil er keine Schokolade bekommt, ist das doch noch lange keine Strafe …“

Strafen gehören in vielen Familien immer noch zum Alltag: Fernsehverbot, Hausarrest, Taschengeldentzug. Manche nennen es „Konsequenzen“, aber im Kern geht es darum, Verhalten durch Druck zu steuern.

In diesem Beitrag (und in meiner neuen Podcastfolge) erkläre ich, warum Strafen zwar kurzfristig wirken, langfristig aber Beziehungen schwächen und Kindern schaden.

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Strafen vs. Konsequenzen – der Unterschied

Eine Konsequenz ist das, was von selbst geschieht: Wenn ich ohne Regenschirm im Regen stehe, werde ich nass.

Eine Strafe hingegen wird von außen verhängt: Ein Kind will ohne Jacke raus, und die Mutter lässt es absichtlich frieren, um eine Lektion zu erteilen.

Konsequenzen sind Teil des Lebens. Strafen dagegen sind eine Form von Macht – und hinterlassen Spuren.

Warum Strafen scheinbar funktionieren

Viele Eltern berichten: „Natürlich funktionieren Strafen – das Kind hört auf!“
Aber warum?

  • Kinder passen sich an, weil sie Angst vor Strafe haben.

  • Sie verhalten sich „richtig“, solange jemand zusieht.

  • Ohne Beobachtung fällt das Verhalten oft wieder weg.

Studien zeigen: Strafen fördern kein inneres Verständnis für Regeln oder soziales Verhalten. Sie erzeugen lediglich Anpassung aus Angst.

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Die Folgen von Strafen

Strafen hinterlassen tiefe Spuren – oft bis ins Erwachsenenalter:

  • Schlechteres Selbstwertgefühl: Kinder lernen: „Mit mir stimmt etwas nicht.“

  • Blockierte Emotionsregulation: Wut, Angst oder Trauer dürfen nicht da sein.

  • Gestörte Beziehung: Wo Verbindung sein könnte, entsteht Distanz.

  • Langfristige Belastungen: Viele Menschen berichten noch Jahre später von Depression, Angst oder anhaltenden Schuldgefühlen.

Auch Kinder mit ADHS oder Autismus werden oft für Verhalten bestraft, das altersgerecht oder neurodivergenztypisch ist. Dabei brauchen sie Verständnis, nicht Strafen.

Ein anderer Weg: Grenzen statt Strafen

Eine Grenze schützt. Sie ist klar, ehrlich und zeigt: „Bis hierhin und nicht weiter.“
Eine Strafe dagegen verletzt und trennt.

Beispiel:

  • Strafe: „Weil du mit dem Essen gespielt hast, gibt es keinen Nachtisch.“

  • Grenze: „Ich mag es nicht, wenn mit dem Essen gespielt wird. Ich nehme dir den Löffel weg.“

Grenzen schaffen Klarheit, ohne Beziehung zu zerstören.

Was Musiktherapie zeigt

In meiner musiktherapeutischen Arbeit sehe ich oft, wie tief Strafen wirken:
Menschen haben Angst, „falsch“ zu klingen. Sie trauen sich nicht, frei zu spielen, weil sie gelernt haben: Fehler werden bestraft.

Doch in der Musik gibt es keine falschen Töne. Hier entsteht ein Raum, in dem Menschen sich ausdrücken dürfen – ohne Angst, ohne Strafe. Und genau das stärkt Selbstwert, Emotionsregulation und Beziehung.

Fazit

Strafen mögen kurzfristig Ruhe bringen. Aber sie zerstören Vertrauen, entwerten Gefühle und schwächen Beziehungen.
Wenn wir wollen, dass Kinder (und Erwachsene) gute Entscheidungen treffen, dann müssen wir ihnen zuhören, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und ihnen helfen, ihre Gefühle zu regulieren.

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